Nun mussten wir also auf den Tatort verzichten und haben stattdessen das mit Spannung erwartete Rededuell zwischen Kanzlerin und Kanzlerkandidat im Fernsehen verfolgt. Angeblich wird ja dieses Duell einen Großteil der Wähler in Ihrer Entscheidung beeinflussen. Und? Hat es uns neue Erkenntnisse gebracht?
Viel wird heute von der Freiheit gesprochen – besonders von der Wahlfreiheit. Jeder soll sein Leben so führen können wie er will. Was dabei gesellschaftlich anerkannt ist, ändert sich immer rasanter.
Warum reist man in ein Land, in dem einem die Sprache fremd ist? Die Kultur vielleicht noch vielmehr? Sicher ist Neugier dabei, der Genuss des Ungewohnten, vielleicht stellt sich auch mal wieder die Lust auf etwas Kulturprogramm ein. Aber vielleicht ist es auch einfach mal die Erleichterung darüber, frei zu sein, keinen Erwartungen entsprechen zu müssen, unerkannt zu sein. Vielleicht ist das die eigentliche Last, der man im Urlaub zu entkommen sucht: dass man von den Menschen, die einen kennen, zu oft immer schon eingeordnet und kategorisiert ist. Wie viele gutmeinende Mitmenschen haben uns schon mit Adjektiven behängt und vergessen dabei, dass der Mensch immer ein Geheimnis ist, größer als alle Beschreibungen und Kategorien. Geheimnis heißt nie: "Kann man nicht verstehen", sondern vielmehr "Ist nie völlig entdeckt".
Wer lenkt Sie eigentlich? Diese Frage steht auf einem Verkehrsschild am Eingang zur Autostadt in Wolfsburg. Ich blieb davor stehen und machte ein Foto. „Eine interessante Frage!“, sagte ich zu einem Servicebediensteten von VW, der in der Nähe stand. Kundenfreundlich kam er gleich auf mich zu und sagte: „Ja, das ist eine gute Frage, eine philosophische Frage … – aber die Allerwenigsten machen sich darüber Gedanken.“
Man kann jetzt auf dem Mars siedeln, liebe Leserin, lieber Leser. Ab dem Jahr 2023 können Sie dorthin umziehen. Vielleicht gibt es ja manchmal Situationen, in denen Sie sich ganz weit weg wünschen, oder andere zum Mond schießen möchten. Aber im Ernst: braucht das irgendjemand? Seit April gibt es ein Bewerbungsverfahren, an dem man teilnehmen kann. Einhundert Tausend Menschen haben sich bereits beworben aus allen Teilen der Welt. Sie wissen: wer sich bewirbt, der verabschiedet sich für immer von seinem Leben auf der Erde. Denn dieser Umzug besteht nur aus einem Hinflug. Rückflug ausgeschlossen. Besuche von lieben Freunden und Verwandten? - Unmöglich. Kontakte und Beziehungen zu anderen dort? - Sehr begrenzt bis unwahrscheinlich. Telefonate, Briefe nach Hause? – Undenkbar.
Das war der Titel eines Films in den beginnenden 1960er Jahren. Ein etwas dicklicher „preußischer“ Manager findet in der bayerischen Natur zu sich selbst, fällt aus seiner angestammten Rolle und schätzt letztendlich „innere Werte“ höher ein als sein Vermögen. Den Weg zu dieser Erkenntnis zeichnet der Film amüsant, aber ohne weiteren Tiefgang im Stil der damals üblichen Heimatfilme.
Marta – Maria. Dieses Evangelium war am Sonntag, 21.7., in der Kirche wieder zu hören (Lukas 10,38-42). Marta rackert sich ab, Maria sitzt da und lauscht Jesus, der dann auch noch sagt: das ist das Bessere. Eine ganze Reihe von Assoziationen weckt dieser Text in mir.
Schönes Gesicht, elegante Kleidung, fesches Auftreten, attraktives Umfeld – vergessen Sie's! Worauf es ankommt, damit sich der eine Mensch für den anderen wirklich interessiert, ist: der Geruch. Für Verhaltensforscher ist das längst ausgemachte Sache, Beziehungen werden mit dem Geruchssinn geschlossen. Und von vornherein wird dadurch schon ausgeklammert, was eben nicht zusammenpasst. „Ich kann ihn nicht riechen" - dieser Satz erhält so eine ganz neue, bildliche Bedeutung.
In der 9. Klasse steht im Religionsunterricht auch das Thema „Kirche im Nationalsozialismus" auf dem Programm. In der Diskussion kam die Frage auf, ob sich Kirche überhaupt in die Politik einmischen darf. Die Meinungen in der Klasse gingen da weit auseinander: Die einen meinten, Kirche und Politik haben gar nichts miteinander zu tun, Kirche soll sich um den Glauben kümmern und die Politik den Politikern überlassen. Die anderen sagten, die Kirche müßte sich immer zu Wort melden, wenn in der Gesellschaft oder im Staat Menschenrechte verletzt oder bestimmte Werte nicht mehr eingehalten werden.
In der Burchardikirche von Halberstadt kann man seit dem 5. September 2001 ein außergewöhnliches Musikstück erleben. John Cage, ein amerikanischer Komponist, Philosoph, Maler und Literat hat es 1985 komponiert und mit der Tempoangabe „As Slow As Possible" - so langsam wie möglich - versehen.